Die „Protokolle der Weisen von Zion“, ein im frühen 20. Jahrhundert im zaristischen Russland verbreitetes antisemitisches Pamphlet, sind bis in die heutige Zeit weltweit unter Rechtsextremist*innen und Islamist*innen sehr populär. Das Pamphlet wurde bereits früh als reine Fälschung und Fiktion entlarvt. Es dient als Nachweis für eine angebliche Weltverschwörung von Jüdinnen*Juden/Zionist*innen/Israelis.
Eine regelmäßige Auflage erscheint in arabisch-islamischen Ländern und in der Türkei. Von hochrangigen Regierungsvertreter*innen, religiösen Gelehrten, Intellektuellen oder Journalist*innen wird es als Beweis dafür herangezogen, dass eine jüdische Weltverschwörung für viele Konflikte und Missstände verantwortlich sei. Jüdinnen*Juden/Zionist*innen/Israelis würden schließlich die Weltherrschaft anstreben oder die Weltmächte bereits kontrollieren. Zwei populäre Varianten sollen in diesem Kontext als Beispiele dienen:
Beispiel 1
Jüdinnen*Juden/Zionist*innen/Israelis haben zunächst die westlichen Länder durch die Industrialisierung, Gleichberechtigung/Emanzipation der Frau und den wissenschaftlichen Fortschritt so manipuliert, dass sich die Bevölkerungen vom Christentum abgewandt haben. Anschließend haben sie sich ganz dem Kapitalismus und Säkularismus verschrieben. Damit sind ihre ursprünglichen Werte und Moral verloren gegangen und wurden durch neue religiöse Organisationen und den Materialismus ersetzt. Jüdinnen*Juden/Zionist*innen/Israelis kontrollieren dadurch angeblich alle westlichen Gesellschaften. Jetzt seien sie dabei, auch die islamischen Werte und damit die islamischen Gesellschaften zu zerstören. Ihre Taktik: die Verführung islamischer Frauen zur Emanzipation und dem Ablegen des Kopftuchs.
Beispiel 2
Jüdinnen*Juden/Zionist*innen/Israelis haben aus Rache dafür, dass der osmanische Sultan Abdulhamid II. ihnen Palästina nicht als Land zugesprochen habe, den Untergang des osmanischen Reiches herbeigeführt. Der Gründer des modernen türkischen Staates, Kemal Atatürk, sei darüber hinaus von jüdischer Abstammung.